Nervenheilkunde 2022; 41(03): 176-182
DOI: 10.1055/a-1740-5720
Übersichtsartikel

Neu aufgetretener täglicher Kopfschmerz

Eine (neue) KopfschmerzentitätNew daily persistent headacheA (new) headache entity
Stefan Evers
1   Klinik für Neurologie, Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge
2   Medizinische Fakultät, Universität Münster
› Author Affiliations
Preview

ZUSAMMENFASSUNG

Der neu aufgetretene tägliche Kopfschmerz (englisch: new daily persistent headache, NDPH) ist 2004 als eigenständiger idiopathischer Kopfschmerz in die International Classification of Headache Disorders aufgenommen worden. Er ist wenig bekannt, obwohl die Prävalenz in etwa der des Clusterkopfschmerzes entspricht. Der Kopfschmerz ist definiert durch seinen plötzlichen Beginn innerhalb eines Tages und das seitdem ununterbrochene Auftreten ohne jegliche Pause. Der Kopfschmerz selbst ist unspezifisch und meistens von mittlerer Intensität. Die Pathophysiologie ist gänzlich unbekannt, obwohl eine postinfektiöse Genese immer wieder postuliert worden ist. Ein weiteres Merkmal ist das sehr schlechte Ansprechen auf sämtliche Therapieverfahren. Die Therapie ist dementsprechend rein empirisch; intravenöse Infusionen mit Lidocain oder Ketamin scheinen die beste, aber nur eine kurz anhaltende Wirksamkeit zu zeigen. Botulinumtoxin ist ebenfalls in einigen Fällen als wirksam beschrieben worden. Orale Therapieversuche scheitern sehr häufig. Wichtig für die Betroffenen ist es vor allem, eine korrekte Diagnose zu erhalten und zu lernen, mit dem Kopfschmerz umzugehen.

ABSTRACT

The new daily persistent headache (NDPH) has been implemented as a separate headache disorder in the International Classification of Headache Disorders in 2004. It is hardly known, although the prevalence is about as high as for cluster headache. The headache is defined by its sudden onset within one day and by the persistent pain from then on without any break. The headache itself is unspecific and often of moderate intensity. The pathophysiology is completely unknown, although a postinfectious aetiology has been discussed. A further typical feature is the very poor efficacy of all therapeutic procedures. Treatment is empiric; intravenous infusions with lidocaine or ketamin seem to have the best although only short lasting efficacy. Botulinumtoxin has been described as efficacious in some cases. Oral drug treatment is almost always without benefit. It is important for the sufferers to receive a correct diagnosis and to learn how to cope with this headache disorder.



Publication History

Article published online:
03 March 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany